Philosophieren über das Internet. Gefährlicher Ort, manchmal. Aufpassen, nicht zu viel preisgeben. Es kursieren immer wieder Geschichten, wie Leute mit Hilfe ganz weniger Informationen Menschen ausfindig machen und ihnen Böses antun. Wie diese Geschichte hier, die in verschiedenen Versionen durchs Netz geistert: http://www.edtechnot.com/scofield/safestory.html
Auf der folgenden Seite gibt es verschiedene „real life stories“, mit deren Hilfe man Kinder/Jugendliche auf mögliche Gefahren aufmerksam machen möchte.
http://www.netsmartz.org/resources/reallife.htm
Gut gemacht, so auf den ersten Blick. Das würde ich gerne mal mit meinen Schülern ausprobieren, denn in der letzten Zentralen Prüfung ging es um Internet Dating.
Auf der anderen Seite sind da meine Erfahrungen, und die meiner Freunde.
· drei Freundinnen haben ihren derzeitigen Lebenspartner über eine Internet-Dating-Agentur kennengelernt. Sie sind, soweit ich das von außen beurteilen kann, sehr glücklich damit. Die Frage „Wie habt ihr euch denn kennengelernt“ ist ihnen allerdings immer noch ein wenig unangenehm. Wer gibt schon gerne zu, dass er „auf normale Art und Weise“ keinen passenden Partner finden konnte? Wobei ich das eigentlich bescheuert finde, denn es ist nun einmal nicht so einfach, dem „Mann fürs Leben“ durch Zufall über den Weg zu laufen.
· 2002 bin ich mit Stefan nach Kalifornien geflogen und habe 2 von 4 Wochen mit Menschen verbracht, die ich im Internet kennengelernt hatte (über einen gemeinsamen Lieblingssänger). Wir hatten über Jahre hinweg recht intensiven Kontakt mit einem Paar per E-Mail und es kam immer mal wieder eine Einladung nach Kalifornien, und eines schönen Sommers haben wir das in die Tat umgesetzt. Gegen Ende des Fluges nach San Diego hatte ich ein wenig Panik, weil ich ja nicht wusste, was uns am Flughafen erwarten würde, aber das war überhaupt kein Problem. Auch die zweite Familie, die wir besucht haben, war super nett. Und auf diese Weise haben wir einen genialen Urlaub dort verbracht und echt Land und Leute kennengelernt.
· Über ein Internet-Forum (zum Thema „abnehmen“) habe ich recht viele Kontakte geknüpft, und eines schönen Tages stand ein Forums-Treffen an. Ich war schon irgendwie nervös, als ich hingefahren bin, aber auch das war eine sehr schöne Erfahrung. Ich kannte diese Menschen zwar nicht im „real life“, aber durch das, was sie im Forum so von sich preisgaben, und es war als hätten wir ein einmal begonnenes Gespräch einfach so fortgesetzt. So sind auch einige Freundschaften entstanden.
· Meine beste Brieffreundin „also über E-Mail) habe ich auch über ein Abnehm-Forum kennengelernt, und wir schreiben uns seit einigen Jahren sehr regelmäßig. Wir haben uns bisher nie getroffen, aber ich habe ihre Hochzeit, Schwangerschaft, das erste Kind, Hauskauf etc. quasi live mitbekommen. Und sie auch alle Höhen und Tiefen meines Lebens. Genial.
· Auch über das Laufen habe ich schon einige nette Leute getroffen. Meine derzeitige Laufpartnerin kenne ich aus dem Internet. Zu gemeinsamen Staffelläufen habe ich mich mit Läufern, die ich aus einem Lauf-Forum kannte, verabredet. Beim Kekslauf gab es ein Fori-Treffen. Und da hat dann das virtuelle Leben das reale eingeholt, weil ich festgestellt habe, dass ich eine Mitläuferin von früher kannte (Schwester einer Mitschülerin). Die Welt ist klein.
Also durchweg gute Erfahrungen, bisher. Glück gehabt? Oder liegt das vielleicht daran, dass das Schreiben über gemeinsame Hobbys oder Probleme nicht so viele seltsame Leute anzieht wie vielleicht Chatrooms oder was weiß ich? Denn man weiß ja eigentlich nie, ob das, was die Leute so über sich preisgeben, echt ist oder nicht.
6 Kommentare:
Bei mir rennst du da offene Türen ein, Dani - meine Erfahrungen sind auch fast durchweg positiv. Mit meinem Charly bin ich jetzt schon seit über zwei Jahren glücklich - und dank Internet haben wir uns kennengelernt. Allerdings nicht über eine Dating-Seite, sondern über ein Laufforum - und zwar ohne dass wir uns "gesucht" hätten. Macht nix, gefunden haben wir uns trotzdem :o)
Und auch abgesehen davon gibt es einige Leute, die ich zwar nur virtuell "kenne", die mir aber schon richtig ans Herz gewachsen sind.
Ich hab' für diese Zwecke meine Kristallkugel - da kann ich die Nullen genau von den Einsen unterscheiden ;-)
Ansonsten müßte ich Romane schreiben, um alle Geschichten und Anektdötchen aus den inzwischen ca. 10 Jahren Internet unterzubringen.
Aber Lizzy, sonst sträubste dich doch auch nicht vorm Romaneschreiben - ?! ;-)
Ich lieeeebe Romane!!!
in dem Fall wüßte ich wirklich nicht genau, wo ich anfangen und aufhören sollte ;-)
Es gibt da so viele Stories - eine in Kurzform:
als ich irgendwann im Netz rumstöberte und feststellte, wie blöd die meisten Chats sind, stellte ich auf einer wer-weiss-was Seite die Frage, ob es nicht auch einen für etwas anspruchsvollere Plauderer gäbe: also nicht nur blöd und hormongesteuert. Eine "Alexa" antwortete mir und nannte den Chat "Schmooz", was ein "Vorführchat" der Firma "cassiopeia" war. Dort wurde ich süchtig. Sehr süchtig damals. Und Jahre später - als ich nach München umsiedeln wollte - ging eine meiner Bewerbungen an diese Firma. Zufällig. Sie hatten eine passende Ausschreibung in der SZ.
Mit Alexa hatte ich natürlich öfter mal gechattet und wußte sehr viel über sie. NIcht aber, wo sie arbeitet. Nunja - ich bewarb mich natürlich nicht mit dem Nick "Gretchen", sondern ganz normal.
Als ein Termin für's Vorstellungsgespräch telefonisch vereinbart werden sollte, fragte mich die Frau am Telefon, ob ich denn auch Chats praktisch - also vom Chatten - kannte. Ganz vorsichtig deutete ich an, dass ja und welchen ... ich wollte eigentlich nichts sagen. Welcher Arbeitgeber, auch wenn sein Produkt Chatsoftware ist, mag es schon, wenn er deutlich sehen kann, dass die Bewerberin über Monate bis Jahre auch während ihrer Arbeitszeit dauergechattet hat? Sie fragte mich aber,mit welchem Nick ich unterwegs bin und als ich zögerlich mit *räusper* ... ich bin "Gretchen" antwortete, da meinte sie lapidar: "Dann sollten wir uns langsam duzen - ich bin Alexa" *s*
Es stellte sich dann raus, dass ich auch meine Chefs per Chat längst kannte. Z. B. als "fishmac" und ähnlich *g* ... tja - da habe ich aber nur ein halbes Jahr gearbeitet. Die Firma gibt's nicht mehr.
Es gibt dann noch Anekdoten vom ersten persönlich kennengelernten Chatter, der das Gretchen unbedingt gleich heiraten wollte. War aber einseitig, was ich - jeder der mich kennt, kann sich das denken - sofort deutlich klargestellt habe. Trotzdem ließ ich mir dann von diesem, absolut unbekannterweise, eine Waschmaschine (meine war gerade kaputt gegangen, was ich virtuell unters Volk jammerte und er kam günstig an die Dinger ran und wollte mich doch so gerne unbedingt real kennenlernen) von hinter Karlsruhe nach Münster transportieren. Dachte mir dabei: okay, ich habe eine günstige Waschmaschine und er sieht, dass das virtuell so anziehende Gretchen (was weiß ich, was ihn angezogen hat - ich war wie ich immer bin) in Wirklichkeit eine gehetzte, unordentliche Alleinerziehende und übergewichtige Hausfrau ist. In Sperrmüllmöbeln und so normal und unbedeutend, wie ein Mensch nur sein kann.
Er brachte die Waschmaschine, war exakt der herzig, naive und gnadenlos hilfsbereite etwas verschüchterte Mann, den ich mir vorgestellt hatte. Er schloss sie an, entsorgte die kaputte, spielte mit meinem damals ca. 10 oder 11jährigen Sohn Schach, war begeistert und dankbar, über den Send (großes Volksfest in Münster) geschleppt zu werden, ins Riesenrad eingeladen und einen lustigen Grillabend bei völlig unkomplizierten und offenen Freunden mitverleben zu dürfen. Er war glücklich! Und ich hatte eine Waschmaschine.
Heiraten wollte er mich hinterher zwar immer noch. Aber er hatte - ganz ohne Groll gegen mich - eingesehen, dass das nie was werden würde.
Online ist auch nicht anders als real - dank Kristallkugel ... ;-)
So - ich muss los. Bei realen Treffen gerne mehr davon und ausführlicher.
Danke! Schöne Geschichten! Und gerne mehr davon. Hatte ich schon erwähnt, dass ich auch gerne so eine Kristallkugel hätte? (Obwohl mein Bauchgefühl auch bisher sehr gut funktioniert hat...)
Kommentar veröffentlichen