Sonntag, 23. Dezember 2007

Blauer Dunst

Blauer Dunst

Der Duft von Freiheit und Abenteuer, der Duft der großen weiten Welt, wer wird denn gleich in die Luft gehen, Come to where the flavour is, oder was weiß ich, wie die Slogans alle heißen, ich habe nie begriffen, was am Rauchen so toll sein soll. Ich habe nie an einer Zigarette gezogen, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, was daran cool sein soll oder welchen Genuss mir das verschaffen könnte. Ich rauche passiv, unfreiwillig, immer dann, wenn ich mich mit meiner Familie treffe oder auf einer Party bin, auf der geraucht werden darf, wenn ich auf Konzerte gehe oder in die Kneipe. Meist toleriere ich den Rauch, nehme in Kauf, dass mir am Ende des Abends übel ist, ich Kopfschmerzen habe, das Gefühl, mir die Lunge rauszuhusten. Dass meine Klamotten stinken, ich am besten nachts noch die Haare wasche und ich einen ekeligen Geschmack im Mund habe. Und ich freue mich ehrlich gesagt auf den 1. Januar, an dem hoffentlich auch in NRW in Gaststätten das Rauchen verboten wird. Aber wehe, ich teile diese Freude meiner Familie mit, da werde ich doch glatt verbal gesteinigt. Eine Frechheit sei das, ein Eingriff in die persönliche Freiheit jedes einzelnen, wo kommen wir denn da hin, wenn der Gesetzgeber es einem verbietet, eine legale Droge zu konsumieren. Man müsse doch mal ein bisschen tolerant sein. Und überhaupt, wenn mir nicht passen würde, dass geraucht wird, dann könne ich ja gehen. Was ich gestern Abend dann auch getan habe. Oma und Opa hatten zum Essen eingeladen, 6 (Ketten-)Raucher, 5 Nichtraucher, es wurde geraucht, was das Zeug hielt, vor dem Essen, während des Essens, nach dem Essen, und jede Bitte um etwas weniger wurde quasi damit quittiert sich noch eine anzuzünden. Ich könne ja gehen, … Bin nach Hause gefahren, habe meine Klamotten auf den Balkon geworfen und bin unter die Dusche gegangen. Tut mir leid für meine Großeltern, die sich auf einen gemütlichen Abend gefreut haben. Tut mir auch leid, das sie jetzt Tage brauchen werden, bis sie (Nichtraucher! 81 Jahre alt, gesundheitlich angeschlagen, trauen sich nicht zu sagen, dass sie der Rauch stört) den Mist wieder aus ihrer Wohnung haben.

Ich habe nie geraucht. Ich kann nicht nachempfinden, wie schwer es einem Raucher fällt, mal zwei oder drei Stunden nicht zu rauchen. Ist es wirklich zu viel verlangt ein wenig Rücksicht zu nehmen? Reagiere ich völlig überzogen, wenn ich das dann nicht länger toleriere, sondern nach Hause gehe? Und was bitte mache ich jetzt Weihnachten? Bin bei meinen Eltern eingeladen, habe keine Lust Streit anzufangen. Habe aber auch keine Lust auf Dauerrauch, aber eine normale Diskussion über dieses Thema ist unmöglich. Als ich irgendwann gesagt habe, dass in meiner Wohnung nicht geraucht wird, sind sie über zwei Jahre nicht bei mir vorbeigekommen und haben mir das persönlich übel genommen „So, wir sind also bei dir nicht mehr willkommen“. Spinne ich? Oder sind meine Eltern da etwas seltsam?


Laufen war ich auch. Freitag und heute. Freitag war's mühsam, heute bin ich total eingegangen. Tierisch hoher Puls, völlig schlapp. Habe nach 24 Minuten aufgegeben und bin nach Hause gegangen. Langsam. Vielleicht bin ich auch deshalb so überempfindlich, weil ich dann jetzt doch krank werde...

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie sagen doch selber das du ja gehen kannst, wenn es dir nicht gefällt. Also tu es!!! Und wenn sie blöd gucken sagst du ihnen das es doch ihr Wille ist das du gehst. Schließlich willst du niemanden einschränken. Ich an deiner Stelle würde dort auftauchen, eine gewisse Zeit bleiben und mich dann verabschieden. Ich finde es eine Frechheit bei Nichtrauchern zu rauchen. Ich kann verstehen das sich deine Großeltern nicht trauen etwas zu sagen, aber ich finde es einfach frech von den Gästen!!! Stephan hat zum Glück aufgehört, aber er hätte sich bei meiner Familie nie eine angezündet. Man kann auch kurz vor die Tür gehen!

Hase hat gesagt…

Dani - 1000%ige Zustimmung zu alledem, was du da schreibst.
Ich habe auch noch nie geraucht und immer unter meiner rauchenden Mutter gelitten - die aber mittlerweile sehr verständnisvoll reagiert und zum Rauchen vor die Haustür geht, wenn ich mal zuhause bin. Dafür bin ich ihr auch wirklich sehr dankbar, denn ich kann diesen ekligen Qualm einfach überhaupt nicht mehr ertragen.
Ab 1. Januar gilt übrigens auch in Frankreich das totale Rauchverbot in Kneipen, Restaurants, Bars etc. Und ich freu mich drauf - endlich rauchfrei essen gehen und nicht stinkend wieder nach Hause kommen!

Anonym hat gesagt…

Zum Glück raucht in unserer Familie keiner mehr. Wir selbst, also Pia und Ich haben beide nie geraucht kommen, aber kommen beide aus Familien in denen die Väter Kettenraucher waren. Beide Väter haben mittlerweile aufgehört.
Ich selbst bezeichen mich gerne als militanter Nichtraucher, denn für mich ist es vorsätzliche Körperverletzung was Raucher mir zufügen. Da könnt ich mich sowas von aufregen, das gibt es gar nicht.

Blumenmond hat gesagt…

Du reagierst überhaupt nicht überempfindlich. Ich bin erschrocken, dass es heute tatsächlich noch Menschen gibt, die Nichtrauchern die Bude zuqualmen. Ich freue mich sehr auf das Rauchverbot in Restaurants und Kneipen und das nicht, weil ich zu den absoluten Nichtrauchern gehöre. Ich hab selbst geraucht und vor 12 Jahren aufgehört und bei irgendwelchen Veranstaltungen und nach 3-5 Kölsch kann es passieren, dass ich mich wieder mit einer Zigarette "erwische".

Aber die Ignoranz der Raucher, nicht rauchende Menschen in Mitleidenschaft zu ziehen und das als richtig zu empfinden, kann ich nicht nachvollziehen - da geht mir echt der Hut hoch.

Anonym hat gesagt…

Wenn - wie Kerstin schildert - kleine Kinder ohne eine andere Wahl zu haben von rauchenden Elternteilen mit nikotinisiert werden, dann ist das sicher eine ungute Konstellation. Und ich habe auch heute noch ein reichlich schlechtes Gewissen weil (trotz halbherzig eingehaltener Vorsätze) mein Sohn viele Jahre lang vermutlich mehr Gift abbekommen hat und eingestunken wurde von mir als gut war.

Aber generell denke ich als nur selten gelegenheitspaffende (bei der letzten Weihnachtsfeier mal wieder eine) Exraucherin, dass man einfach durch eigene Handlung und Haltung seine Maßstäbe einhalten sollte. Sprich: wenn jemand generell gar nicht bereit ist, in Rauchumgebung zu sein, so wird er kaum engeren Kontakt zu Rauchern halten können. Und Raucher, die jederzeit und überall Rauchmöglichkeit haben wollen, werden den engeren Umgang mit Nichtrauchern nicht pflegen. Missionierungsversuche sind da ziemlich witzlos.

Wenn beide Seiten einseitige und harte Positionen haben, wird ganz sicher nicht über Ge- und Verbote persönliche Innigkeit wiederhergestellt.

Meine Eltern (im Alter deiner Großeltern) sind / waren übrigens auch Nichtraucher. Aber bei Feiern durfte immer geraucht werden (was ich - wenn anwesend - aber trotzdem nur draußen getan habe). Sie haben sich nicht nicht getraut was zu sagen (wie du es von deinen Großeltern vermutest - oder weißt du es?), sondern es hat sie nicht oder nicht entscheidend gestört.
Wenn nämlich jemand z. B. einen versauten Witz mit womöglich noch "religiös verunglimpfenden Inhalten" erzählt hat, dann flog der ohne langes Federlesen raus. Höflich aber bestimmt hieß es dann: "DA ist die Tür!". Mein Vater hatte keine Probleme mit "sich nicht trauen, die Meinung zu sagen".

Es gibt wirklich Nichtraucher, die ihre Prioritäten anders setzen.

Bei mir übrigens wird innen nicht geraucht. Raucher werden höflich gebeten, hinten auf der Terasse zu rauchen. Dort wird dann aber - im Bedarfsfall durch Regenschutz und bereitgestellten Aschenbecher dafür gesorgt, dass es nicht zuuuu ungemütlich und abschreckend vonstatten gehen muss.

Raucher sind süchtig und Sucht ist ziemlich bestimmend. Willst du einen süchtigen Menschen als engen Freund, Bezugsperson etc. halten, dann muss das schon auch mit angenommen werden, solange die Sucht existiert. (wobei ich im Nachhinein kaum noch verstehen kann, wie es die grundsätzlich nichtrauchenden Partner von mir früher mit mir Stinktier ausgehalten haben. Haben sie aber - und grundsätzlich ohne Beschwerde oder Gängeleiversuch. Ihr Glück ;-)

Brownie hat gesagt…

Meine Eltern haben immer schon viel geraucht, das heißt ich bin als Kind auch ohne Ende vollgequalmt worden. Auch im Auto, was auf längeren Fahrten in den Urlaub schonmal ziemlich unangenehm war. Für mich hat das geheißen, dass ich den Mist nie anfasse, weil ich das so ekelig fand. Mein Bruder ist auch Raucher. Warum auch immer.
Wenn sie zu mir kommen, ist es mittlerweile kein Problem mehr zum Rauchen rauszugehen (ich habe einen überdachten Balkon), meine Mutter alleine kann auch mal mit mir auf ein Konzert gehen und ein paar Stunden auf die Zigarette verzichten. Mein Vater nicht. Punkt. Oder anders, er kann schon, er fliegt ja auch in den Urlaub und muss im Flieger aufs Rauchen verzichten. Er will nicht.
Ich würde mich nicht als militanten Nichtraucher bezeichnen, ich kann es durchaus auch in Umgebungen aushalten, in denen geraucht wird, wenn der Raum groß genug ist und mir irgendwie Luft zum Atmen bleibt. Das war halt nicht so.
Meine Großeltern trauen sich nicht (habe mehrfach gefragt). Es hat ihnen lange Zeit nichts ausgemacht, wenn geraucht wurde, da war auch die Wohnung größer und sie waren beide einfach jünger und fitter. Und sie wüssten genau, was es für einen Aufschrei geben würde, wenn sie jetzt auf einmal sagen, dass ihnen das nicht recht ist. Oder anders, wenn meine Mum alleine zu Besuch kommt, geht es um eine oder zwei Zigaretten. Fenster auf, gut ist. Da stört es sie echt nicht groß. Nur wenn dann sechs Leute sich eine an der anderen anstecken, ist es irgendwann zu viel.
Mal sehen, wie ich das am zweiten Weihnachtstag hinkriege...

michi hat gesagt…

Geraucht habe ich nie, aber meine Eltern. Mein Vater raucht nicht mehr, meine Mutter schon, aber weniger. Sie geht aber, wenn bei Nichtrauchern eingeladen, grundsätzlich auf den Balkon oder vor die Haustür. Mich selber stört es nicht, wenn eine einzelne Person in meiner Anwesenheit raucht, aber völlig verqualmte Kneipen kann ich auch nicht vertragen. Ich habe dann oft das Gefühl, als bekäme ich eine Erkältung und ekelig ist auch der kalte Qualm in Klamotten oder Haaren.
Also wenn mir bei so einem Streit nahe legen würde, ich könne ja gehen, wenn es mir nicht passt, da wäre ich auch gegangen.

Ich wünsche Dir trotzdem schöne Weihnachten, hoffentlich ohne Stress und Ärger!