Montag, 4. Januar 2010

Eine total bekloppte Aktion

Wir wohnen hier seit Sommer 2001. Beim Einzug war die Kohle knapp, deshalb haben wir den Teppich übernommen. Der ist hellblau und war zu dem Zeitpunkt noch ganz schön. Der Zahn der Zeit nagt natürlich an ihm, der nagte schon damals, aber da ging es noch. 8 ½ Jahre und unzählige Flecken später (besonders klasse: rote Tinte) reifte die Erkenntnis, dass der Teppich gar nicht mehr geht. Die Vermieterin spielte mit, also warum noch lange fackeln, raus mit dem Mist.


Der Haken: wir sind Jäger und Sammler. Wir jagen und sammeln alles, was schwer ist und viel Platz wegnimmt: Bücher, Schallplatten, CDs. Dazu kommt, dass ich Lehrerin bin und von daher auch Ordner sammle, voll gefüllt mit wertvollem Unterrichtsmaterial. Von dem ganzen Kleinkram ganz zu schweigen. Oder anders: unser Hab und Gut geht nicht in 50 Umzugskartons. Aber wir hatten uns das vorgenommen, also ziehen wir das auch durch. Das Gute: die Wohnung über uns steht leer, da können wir den ganzen Kram reinstellen.


Tag 1, 23.12.2009:

Ich fange in meinem Arbeitszimmer an zu räumen. Nach 20 Kartons, die gepackt und nach oben geschleppt sind, kann ich nicht mehr. Die Altpapiertonne ist voll. Stefan hat mittlerweile die CDs aus dem Flur nach oben geschleppt. Wir fallen total KO ins Bett.



Tag 2, 24.12.2009. Heiligabend.

Den halben Tag (oder etwas länger) kann man ja noch räumen. Ich gebe meinem Arbeitszimmer den Rest, na ja, bis auf den Schreibtisch und das eine Regal. Stefan fängt an den Kleiderschrank auszuräumen. Wir füllen einige Tüten mit Klamotten, die entweder nicht mehr passen oder furchtbar aussehen. Abends lassen wir uns lecker bekochen. Weihnachten! Auch der erste Feiertag bleibt räumfrei.

Tag 3, 26.12.2009. 2. Weihnachtstag.

Darf man eigentlich keinem sagen, aber wir haben weitergeräumt. Ein bisschen. Dazu gab es einen netten Waldspaziergang und was Leckeres zu essen. Abends ist mein Arbeitszimmer leer, das Wohnzimmer fast.



Tag 4, 27.12.2009

Heute muss alles fertig, morgen kommt der Handwerker. Der Schreibtisch wird abgebaut und ich sinniere eine halbe Stunde, wie ich ihn wohl wieder aufbaue. Der Kleiderschrank wird abgebaut, ebenso das Bett. Geht besser als erwartet. Abends steht noch das Sofa, der Tisch, im Schlafzimmer liegt eine Matratze und das war’s. Kann losgehen. Fazit: vier Tage geräumt, etliche Kisten und Möbel bewegt. Gut, dass wir Regalsysteme haben, die extrem leicht auseinanderzunehmen sind.



Tag 5, 28.12.2009

Das Abenteuer kann beginnen. Der alte Teppich muss raus, und es ist in etwa so schlimm wie ich es befürchtet hatte. Kommt in drei Schichten, das Blaue, eine Kleberschicht und so ein rosa Zeugs, was noch auf dem Boden klebt. Nach 90 Minuten ist im Schlafzimmer das Blaue raus.



Dem Rest geht der Handwerker mit einer Maschine an den Kragen. Die gibt leider nach wenigen Metern den Geist auf, er braucht eine Stunde, um sie reparieren zu lassen. Danach geht es ratzfatz. Abends ist der neue Boden drin. Ist schön geworden. Sobald der Handwerker Feierabend macht, bauen wir Bett und Schränke wieder auf. Na ja, so ist zumindest der Plan. nach Bett und einem Schrank hängt der Magen in der Kniekehle. We call it a day!



Tag 6, 29.12.2009

Ich habe ab 9.00 hier im Schlafzimmer gearbeitet. Erst das Fenster geputzt, dann den zweiten Schrank aufgebaut, dann die Schränke und die Kommode wieder eingeräumt. Die Regale stehen immer noch nicht, weil hier im Moment das Sofa und der Tisch aus dem Wohnzimmer zwischengelagert sind. Habe bis 15.00 gebraucht, das Ausräumen ging viel schneller. Ein großer Teil der Klamotten liegt noch im Waschkeller, der muss erst einmal gewaschen werden, bevor er wieder in den Schrank darf.

Abends die Erfolgsmeldung: Der Teppich ist raus! Yeah!



Das war eine Sauerei, die Vormieter sollte man mit der Rechnung konfrontiere. Neue Theorie: Hier lag ein Teppich, der war voll verklebt, würde sagen grün. Der hatte eine rosa Dämmschicht. Unsere Vormieter fanden den doof, haben aber gemerkt, dass das Rausreißen viel viel Arbeit ist und sie das nicht wollen. Im Flur haben sie versucht und dann aufgegeben und doch die rosa Schicht und einen Teil des grünen Krams liegenlassen. Da, wo sie schon den Kram weggerissen hatten, haben sie Spachtelmasse verschmiert, damit alles wieder auf einer Höhe ist. Unglaublich! Und darauf haben sie wiederum den neuen Teppich verklebt. Der Handwerker hat den ganzen Tag damit verbracht den Teppich rauszureißen.

Tag 7, 30.12.2009

Heute konnten wir zunächst nicht viel tun. Zuerst muss ja der Boden gelegt werden. Die Zeit habe ich genutzt was für die Schule zu tun, mein Auto abzuholen, zum schwedischen Möbelhaus zu fahren für Kleinkram, der noch fehlt. Zum Beispiel ein Stützkreuz, weil ich meinen Schreibtisch anders stellen will, oder eine Matte, damit ich mir mit meinem Bürostuhl den neuen Boden nicht direkt wieder verkratze. Und Filzfüße für die anderen Möbel. Und so.



Abends sind im Arbeitszimmer sowohl Boden als auch Fußleisten fertig. Also kommt keine Langeweile auf, weil wir das Regal und meinen Schreibtisch wieder aufbauen. Und das Regal im Schlafzimmer.

Tag 8, 31.12.2009

Der Tag steht im Zeichen der Bastelei im Flur. Der besteht nämlich irgendwie nur aus Ecken und Türen. Gegen Abend liegt auch dort Laminat. Im Wohnzimmer ist alles fertig, und insgesamt fehlen nur noch die Übergangsschienen. Der Handwerker hat keine Lust mehr und geht nach Hause. Will Montag wiederkommen, lässt sein Werkzeug stehen.


Anstatt eine wilde Party zu feiern bauen wir unsere Wohnzimmermöbel auf (bis auf das eine Regal) und räumen diverse Kartons wieder aus. Irgendwann ist gut, wir kochen was Leckeres und warten aufs neue Jahr.

Tag 9, 1.1.2010

Das Regal im Arbeitszimmer wird mit Büchern gefüllt. Das zweite Regal wird aufgebaut und ebenfalls eingeräumt. Karton für Karton leert sich und wird in den Keller geschleppt. Am Ende des Tages ist ein wenig Land in Sicht.



Tag 10, 2.1.2010

Die Luft ist raus. Das schöne Winterwetter lockt uns in den Wald, außerdem ist der Kühlschrank leer. Irgendwann raffen wir uns wieder auf und bauen das Fernsehregal wieder auf. Ich schaffe es sogar alles so zu verkabeln, dass Video- und DVD-Player funktionieren, ohne dass man umstöpseln muss. Gegen Abend sind alle Kisten leer! Yeah! Fertig (na ja, bis auf das eine Regal).

Tag 11. 3.1.2010

Heute noch mal putzen, vor allem Küche und Bad sehen aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ansonsten genießen wir den neuen Boden. Ist das schön geworden. Findet unsere Vermieterin auch. Auch meine Freundin bricht in Jubeln aus, als sie einen Blick in die Wohnung wirft und zieht draußen die Schuhe aus.

Tag 12, 4.1.2010

Heute sind dann auch die Übergangsschienen fertig und das Werkzeug ist weg. Theoretisch könnten wir jetzt das letzte Regal aufbauen. Gleich vielleicht. Eilt ja nicht, irgendwie.

8 Kommentare:

lizzy hat gesagt…

*ächz* - liest sich nach viel Arbeit und sieht aber aus, als hätte die sich gelohnt.

War vermutlich eine gute Entscheidung, einen Handwerker dazuzunehmen sonst wären die nächsten Ferien gleich auch noch mit draufgegangen :-)

Fühlt sich klasse an, wenn's geschafft ist, gell! Und für mich ist das ganz normal, an Weihnachten zu Hause Dinge zu erleidigen, die schon immer mal sollten. Wann, wenn nicht dann? Ich kenne nichtmal an ersten Feiertagen Gnade und habe null Skrupel zu waschen, bügeln, Staub u saugen ... wenn sich's gerade so ergibt ...

lizzy hat gesagt…

was mir jetzt noch eingefallen ist: außer in meinem Elternhaus hab' ich noch in keiner Wohnung 8,5 Jahre am Stück gewohnt :-O
In der letzten Münsteraner immerhin fast 8 Jahre. Zweitlängste Zeit waren 6 Jahre ... ich hoffe, das hier in unsrem Haus deutlich zu toppen ;-)

Brownie hat gesagt…

Ja, war viel Arbeit und hat sich gelohnt!
Der Handwerker war Gold wert! Alleine (und vor allem ohne entsprechendes Gerät) hätten wir den Teppich nie rausbekommen.

Die 8,5 Jahre hier sind auch bei mir ein Rekord. 16 Jahre in meinem Elternhaus (da sind wir eingezogen, als ich 3 war), dann maximal 3 Jahre an einer Stelle.

Wie lange seid ihr denn schon in eurem Haus?

Lizzy hat gesagt…

hier in dem Haus sind wir noch keine 4 Jahre. Vorher haben wir in einer ziemlich ätzenden Wohnung gewohnt, die eigentlich nur ein Übergang sein sollte. Es hat aber 6 Jahre gedauert, bis der Absprung geschafft war.

Biste eigentlich wieder bei den Powerfrauen dabei? Ich ja - auch wenn meine Power deutlich geschrumpft ist im letzten Jahr ;o)

Brownie hat gesagt…

Bin wieder dabei und hoffe, dass meine Power deutlich besser sein wird als im letzten Jahr. Mag doof klingen, aber seit der Teppich weg ist kriege ich besser Luft.

Hase hat gesagt…

Boah - Respekt und Glückwunsch zum Ergebnis! Ist echt schön geworden.

Und: 8,5 Jahre in derselben Wohnung wohnen? Wie geht DAS denn? ;-p

Brownie hat gesagt…

8,5 Jahre in derselben Wohnung? Ganz einfach. Man nehme:
1. eine super geniale Wohnlage, direkt am Wald, ganz ruhigm aber dennoch stadtnah
2. eine super geschnittene, helle Wohnung (wenn auch vielleicht ein bisschen klein und mit ein paar Schönheitsfehlern)
3. einen sehr zeitintensiven Beruf, der es einem nicht wirklich erlaubt, sich in Ruhe umzugucken (und der den Gedanken an einen Umzug mit 100 Kisten zum Horrortrip werden lässt)
4. einen Immobilienmarkt, wo ein kleines Haus in einer schönen Lage für unter 300.000 nicht zu kriegen ist
Fertig.

Nugie hat gesagt…

Hi Dani,
schaue gerade mal wieder rein und sehe, was ihr da über Weihnachten geleistet habt! Alle Achtung!!! Und es sieht toll aus! Aber dein Bericht lässt mich vor unserem Umzug grauen...
LG
Nugie